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Michelle Alperin & Joe Neave
THE THINGS THAT BOTHER YOU NEVER
BOTHER ME. I THINK EVERYTHING’S FINE.
Eröffnung: Fr 13. 04. 2018, 19 Uhr
Ausstellung: 14. 04. – 21. 04. 2018 • Mi – Sa 15-19 Uhr
Finissage: So 22. 04. 2018, 17 Uhr
Joe Neave: A Bit of the Outside Inside the Inside, 2018, Watercolour on papier, 20 x 28 cm
(English version below)
Joe Neaves mit Buntstiften, Wasserfarben, Tinte und Pastellfarben ausgeführte Zeichnungen gemahnen an populäres Bildmaterial aus den letzten 150 Jahren, an bestimmte Illustrationen aus Werbematerialien, Kinderbüchern, Comics, Abenteuergeschichten oder Männermagazinen. Innerhalb dieser objektiven Zuordnungen verankert er die Darstellung seiner eigenen Interessen und Fantasien im Bereich einer allgemeinkulturellen Diskussion. Fast alle Arbeiten Neaves erzählen eine – manchmal detaillierte, manchmal fragmentierte – Geschichte. Für diese Ausstellung hat er verschiedene Filmposter für imaginäre Filme erstellt; damit setzt er seine Untersuchung der Möglichkeiten zur Darstellung von Geschichten mit stehenden Bildern fort. Er hat Filme erdacht, die es schon geben könnte, und solche, die er gerne realisiert sehen würde. Einige der Poster Neaves nutzen vertraute Elemente, andere überraschend eher. High Kicks zeigtbeispielsweise glamouröse Tänzerinnen und ihre kriminellen „Macker“, wobei das Poster durchaus einen Film aus den 1930ern bewerben könnte. Zwei andere Poster behandeln die Geschichte eines cross-dressenden Sherlock Holmes, der Inkognito einen Killer jagt, dessen Opfer Londons Damen der Nacht sind. Das ist zwar sicher eine Variation auf übliche Sherlock Holmes-Geschichten, aber dank des berühmten Verstellungstalents des Detektivs können wir uns den Film – fast – vorstellen. Dagegen scheint das Poster für The Laughter of Strangers fast keine Handlungshinweise zu geben (außer, dass gelacht wird), sodass jeder Betrachter sich eine andere Geschichte vorstellen darf. Die Details der Filme werden nur angedeutet, da Neave visuell sehr suggestive und ansprechende Elemente verwendet, um so die Poster möglichst interessant zu gestalten. Betrachter können die Elemente dann nach eigener Wahl kombinieren und den von Neaves angedachten Film selbst erfinden, oder die Poster einfach als reines Spektakel genießen.
Obwohl ihre Arbeitsweise zuerst sehr unterschiedlich erscheint, befasst sich auch Michelle Alperin in ihren Videoarbeiten mit Fragen der narrativen Konstruktion. A Bit of the Outside Inside the Inside ist eine Serie aus drei Videoloops, die Fragmente der Geschichte einer Frau darstellen (gespielt von Anna Schreier), die eine schwierige Zeit in ihrem Leben durchzumachen scheint. Die Arbeit betrachtet die Vorgeschichte der Figur nicht, sondern konzentriert sich darauf, eine bestimmte Art Erfahrung darzustellen – genauer die kleinen Momente des Wahnsinns und der alltäglichen Traumas, die wir alle erleiden, aber ungern mit anderen diskutieren. Diese Strategie des Umgangs mit Geschichten ist mit Neaves Ansatz für seine Poster verwandt und wurde von Alperin bereits früher genutzt: Sie isoliert Szenen und Elemente, die besonders emblematisch oder evokativ erscheinen, und stellt diese ohne den Rahmen einer linearen Geschichte her. So kann sie sich auf die Geschichtselemente selbst und auf die filmischen Komponenten konzentrieren, die ihr am interessantesten erscheinen. Da ihre Arbeiten oft Bezüge zu Genres und zum Kino nutzen, können Betrachter die narrativen Lücken mit eigenen Ideen ausfüllen – falls sie das wollen.
Obwohl auch A Bit of the Outside Inside the Inside diese Taktiken nutzt liegt die Betonung hier weniger darauf, Elemente bereitzustellen, die einen narrativen Bogen andeuten, sondern eher auf dem Experiment mit der Darstellung der Subjektivität. Zwar sind die Leistungen der Schauspieler immer ein wichtiger Teil der Darstellung des Innenlebens einer Figur; Filmemachern stehen aber noch weitere Möglichkeiten zur Verfügung, um Subjektivität darzustellen. In ihrem Umgang mit diesem Material stellte Alperin sich mehrere Fragen, darunter: Welche Techniken können Filmemacher einsetzen, um zu zeigen, dass eine Geschichte mit der Subjektivität und der Erfahrung einer Figur verbunden sind? Wie können Filmemacher sowohl die inneren als auch die äußeren Realitäten einer Figur darstellen? Müssen beide immer klar deklariert werden? Und: Welche Effekte resultieren aus der nicht (ganz) klar zu trennenden filmischen „Subjektivität“ und „Objektivität“?
Michelle Alperin: A Bit of the Outside Inside the Inside, Dreikanal-Videoinstallation
Joe Neave’s drawings in coloured pencil, watercolour, ink, and pastel reference popular imagery from the past 150 years — in particular illustrations from advertising, children’s books, comics, adventure stories, and men’s magazines. With these more objective forms of address, he firmly anchors the depictions of his own preoccupations and fantasies within the framework of a common cultural discussion. Almost all of Neave’s works tell a story, whether detailed or only fragmentary. For this exhibition, he has created a series of movie posters for imaginary films, and with these, he continues to investigate the ways narrative can be depicted with still images. He has imagined movies that seem to have already been made or films he wish would be produced. Some of Neave’s posters use familiar elements and some are completely surprising. For example, High Kicks shows glamorous chorus girls and their gangster boyfriends in what could be an actual movie poster from the 1930s. Two other posters portray a story involving a cross-dressing Sherlock Holmes going undercover to catch a killer preying on London’s ladies of the evening. These certainly offer a variation on the standard Sherlock Holmes plot, but given the sleuth’s well-known ability for disguise, we can almost imagine what this film would be like. However, the poster for The Laughter of Strangers appears to give away practically no plot points (except for the laughter) and each viewer would probably imagine its narrative differently. Of course, the details of each film are only alluded to as Neave uses the most visually suggestive and alluring elements to make the posters as engaging as possible. The viewers can then choose to bring the elements together and imagine the film he had in mind or simply to enjoy the posters as pure spectacle.
http://www.zwitschermaschine-berlin.de
https://www.facebook.com/Zwitschermaschine
Fin du cinéma
Frederik Foert
Christine Weber
geöffnet Do. – Fr. 14 – 18 Uhr und nach Absprache
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STREUFLÜSSE / MAGNETIC LEAKAGE FLUXES / DISPARÁTNÍ PROUDY
Eine internationale Gruppenausstellung im Haus der Künste Brno / House of the Arts, Brno / Dům umění města Brna http://www.dum-umeni.cz/en
Juni bis August 2015, Eröffnung am 9. Juni 2015, kuratiert von CAPRI Berlin
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C E N T R E P A R T I N G: 17.01. – 15.02.2015
Caroline Achaintre, Michelle Alperin, Seline Baumgartner, Ina Bierstedt, Bettina Carl, Federica Gärtner, Anna Gollwitzer, Yvonne Good, Martin Heldstab, Tina Isabella Hild, Peter Radelfinger, Jenny Rova, Dorothea Rust, Olivia Wiederkehr
kuratiert von Bettina Carl und Irene Müller
Kaskadenkondensator Basel
Warteck, Burgweg 7, CH 4058 Basel http://www.kasko.ch/
CENTRE PARTING zeigt Positionen, die sich mit Fragen der Körperlichkeit und Identität befassen — den vielleicht ältesten Themen der Kunst.
Der Titel bedeutet zunächst einmal Mittelscheitel. Trennungen und Doppelungen bestimmen die Wahr-nehmung des körperlichen Ichs; egal, ob wir am Scheitel oder im Schoss beginnen, wir können unseren Körper nur als Teil oder als Zweiheit denken, als ein halbstoffliches Etwas, das wir von innen erfühlen und von aussen betasten und betrachten. Um dennoch eine Vorstellung vom Ich aufrechterhalten zu können, brauchen wir ein Gegenüber. Die Frage nach der Identität ist damit immer die Frage nach den Grenzen zwischen mir und den anderen, und das Unterteilen und Unterscheiden eine nie ganz abzuschliessende Übung.
Die Kuratorinnen Irene Müller und Bettina Carl stellen in CENTRE PARTING Arbeiten vor, die mit der Unzuverlässigkeit dieser Definitionen spielen. Manche verweisen auf philosophische Annäherungen an das Körper-Ich oder auf tradierte Repräsentationen des Leiblichen. Dazu gesellen sich Untersuchungen von Raum und Körper, die auf einer ganz physischen Ebene mit gegenläufigen Kräften arbeiten.
Freitag, 16.01.2015 ab 19 Uhr: Vernissage. Performance von Dorothea Rust
Samstag, 07.02.2015 ab 17 Uhr: Zeigen und Sagen. Performative Ausstellungsbetrachtungen und Gespräch mit Gästen
Sonntag, 15.02.2015 14 – 18 Uhr: Finissage. Performance von Yvonne Good