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Work Suspended, 2013
HD video, color with sound
5:42 minutes
Work Suspended is an experimental video that investigates aspects of narrative, representation, and the actor’s craft in relation to the performance of listening rather than speaking. A ten-minute phone conversation between two actresses was edited mainly emphasizing the listening parts and without including off-screen dialogue. In disrupting this filmic convention, the work seeks to discover whether the performances are evocative enough to sustain the dramatic arc of the conversation without dialogue.
While editing a scene of a phone call between two animated women, I found myself more and more interested in the points when the on-screen actress was only listening to the off-screen actress. I found myself surprised at how different listening looks when the performer is talking on the phone compared to when she is talking to someone in person. When the other person is present, you must look like you’re paying attention, whether you are interested or not. And you mustn’t look like you think the other person is stupid, ridiculous, unbelievable, boring, etc – this is obvious and what everyone must do, performer or not, to maintain a basic level of courtesy. But an actor must do even more. In terms of the actor’s craft, speaking with another person is always a struggle to express what the performer wants known and to hide what she doesn’t. However, since actors generally want the audience to recognize even their secret motivations, they attempt to somehow make what they are hiding visible, as well.
Speaking on the phone is an entirely different matter. The actress only has to sound interested, but can make any disgusted, aghast, indifferent look she wants. And if she is really fascinated by the conversation, she can let that show as well – there’s no need to disguise her expression, even if she doesn’t want the other person to know how engrossed she is. For actors, telephone calls are an opportunity to go wild.
I edited a sample version of this phone conversation without onscreen or offscreen dialogue; the viewers only saw the performers listening to their partner speak. As the convention when editing a phone call is to include the offscreen dialogue, the finished edit had a minimal and somewhat awkward feel. Nevertheless, the actresses’ emotions were surprisingly visible and it was apparent that they were able to be expressive in ways they would normally never attempt. If one was trying to manipulate the other, she only had to hide that in her voice, not in her face. And because I didn’t include their voices in the final edit, there seemed to be no holding back. Since the characters were exaggerated, emotional types, their expressions were quite extreme and hilarious. It reminded me of early silent films, where the expressions were exaggerated so as to depict emotions and forward the plot without dialogue. This experiment made me wonder if I could tell a whole story without audible dialogue and only through the reactions of the listening on-screen characters.
This sample version couldn’t be used for the original project and I wanted to experiment further, so I looked for a text that I could shoot as a stand-alone piece to edit in the same way. I found a conversation and turned it into a script for a phone call between two women, which became the script we used for Work Suspended. It seemed to work even better than the previous script because the characters experienced a fairly wide emotional arc over the course of the conversation. After experimenting with different edits and different amounts of spoken dialogue, I found it easiest to concentrate on the narrative of their expressions by including only the most minimal of speech without off-screen dialogue. In the end, I left only small snippets of dialogue that didn’t forward the narrative, but rather added to the rhythm of the edit. There is no way to know exactly what this conversation is about, but I do think the viewers can get a good sense of how the character’s emotions change and progress throughout.
Marianne … Lisa Marie Becker
Andrea … Anna Amalie Blomeyer
Director of Photography … Mirko Buchholz
Camera Assistant … Damir Grbic
Key Grip … Timmi Davis
Best Boy … Simon Hamann
Assistant Director … Fabian Aust
Hair and Make-up … Vanessa Wood
Craft Services … Joe Neave
Production Sound Mixer … Thomas Diesel
Boom Operator … Yana Mikk
Color Timing … Michael Fandel
Post-Production Sound Mix … David Jazay
Work Suspended, 2013
HD Video, Farbe mit Ton
5:42 Minuten
Das Experimentalvideo Work Suspended untersucht Aspekte der narrativen Darstellung und der Schauspielkunst in Hinblick auf den Akt des Zuhörens statt des Sprechens. Hierzu dient ein zehn Minuten langes Telefongespräch zwischen zwei Schauspielerinnen mit Fokus auf den Akt des Zuhörens, wobei der Off-Dialog nicht zu hören ist. Durch diese Abkehr von den Filmkonventionen will die Arbeit erkunden, ob die Schauspielleistungen den dramatischen Bogen auch ohne Dialog aufrecht erhalten können.
Während des Schneidens einer Szene, in der zwei Frauen angeregt miteinander telefonieren, richtete sich mein Augenmerk mehr und mehr auf die Momente, in denen die im Bild befindliche Figur derjenigen außerhalb des Bildes lediglich zuhört. Ich war überrascht, wie anders sich das Zuhören visuell darstellt, abhängig davon ob die Darstellerin ein Telefonat führt oder mit einer anwesenden Person spricht. Ist der Gesprächspartner präsent, will man aufmerksam erscheinen, egal ob tatsächlich interessiert oder nicht. Und natürlich sollte man nicht den Eindruck erwecken, man halte die andere Person für dumm, lächerlich, unglaubwürdig, langweilig, usw. – eine Selbstverständlichkeit, an die sich jeder, Darsteller oder nicht, halten sollte, um ein Mindestmaß an Höflichkeit zu pflegen. Doch eine Schauspielerin muss noch weiter gehen. Mit Blick auf die Kunst des Darstellens ist ein Gespräch immer auch ein Ringen darum, das zum Ausdruck zu bringen, was die Schauspielerin von der Figur offen legen möchte, und das zu verbergen, was sie nicht nach außen gelangen lassen will. Doch als Schauspielerin sollte man dem Publikum selbst die geheimsten Beweggründe der Figur zu erkennen geben und versuchen auch das, was die Figur zu verbergen versucht, sichtbar zu machen.
Ein Telefongespräch ist eine vollkommen andere Herausforderung. Die Schauspielerin muss interessiert klingen, ist aber frei, eine angewiderte, entsetzte oder gleichgültige Miene aufzusetzen. Und sollte sie tatsächlich von der Unterredung angetan sein, kann sie auch das zeigen – es gibt keine Notwendigkeit, ihren Ausdruck zu verschleiern, selbst wenn sie die andere Person nicht wissen lassen möchte, wie vertieft sie ist. Telefongespräche sind für Schauspielerinnen eine Gelegenheit, sich auszutoben.
Als Konsequenz dessen erarbeitete ich eine Fassung der Telefonszene ohne Dialog der Figuren im als auch außerhalb des Bildes; die Zuschauer sehen die Schauspielerinnen nur während des Zuhörens. Da es beim Schneiden einer Telefonszene üblich ist, das außerhalb des Bildes Gesagte in die Szene zu integrieren, hatte die fertige Sequenz eine schlichte und irgendwie seltsame Atmosphäre. Dennoch waren die Emotionen der Schauspielerinnen überraschend sichtbar und es war offensichtlich, dass sie imstande waren, sich anders auszudrücken als sie es normalerweise getan hätten. Wollte eine der beiden die andere manipulieren, dann brauchte sie dazu nur ihre Stimme, nicht ihr Gesicht. Da ich die Stimmen jedoch nicht in den fertigen Schnitt eingebunden hatte, gab es keine Geheimnisse. Beide Charaktere sind überspannte, emotionale Typen, ihr Ausdruck extrem und komisch. Ich fühlte mich an frühe Stummfilme erinnert, in denen die Darbietungen ebenfalls übertrieben waren, um Emotionen darzustellen und die Geschichte voranzutreiben. Dieses Experiment machte mich neugierig, ob ich eine ganze Geschichte ohne hörbaren Dialog und nur anhand der Reaktionen der zuhörenden Figuren im Bild erzählen könnte.
Da die Probefassung für mein ursprüngliches Projekt nicht geeignet war und ich noch weiter in diese Richtung experimentieren wollte, suchte ich nach einem Text, den ich als Einzelprojekt filmen und in gleicher Weise bearbeiten und schneiden könnte. Ich stieß auf eine geeignete Grundlage und erstellte daraus ein Manuskript für eine Szene, in der ebenfalls zwei Frauen miteinander am Telefon ein Gespräch führen. Dieses funktionierte sogar besser als das vorherige Drehbuch, da die Figuren während der Konversation einen größeren emotionalen Handlungsbogen durchlaufen. Nachdem ich mit verschiedenen Versionen und verschiedenen Anteilen an Dialog experimentiert hatte, kam ich zu dem Schluss, dass es am sinnvollsten ist, mich auf das Narrativ des Dargestellten zu konzentrieren, indem ich so wenig Sprache wie möglich nutze. Letzten Endes entschloss ich mich, nur wenige Dialogschnipsel zu verwenden, die nicht zur Erzählung, aber zum Rhythmus des Schnitts beitragen. Es ist unmöglich genau zu wissen, worum es in dem Telefongespräch geht. Doch der Zuschauer bekommt ein Gefühl dafür, wie sich die Emotionen der Figuren durchweg verändern und entwickeln.